Es brodelt auf der Reykjanes Halbinsel auf Island

Anfang des Jahres 2021 erlebte Island vermehrt seismische Aktivitäten in Form von Erdbeben. Die Anzeichen deuteten darauf hin, dass ein Vulkanausbruch bevor steht. Am 19.03.2021 riss auf der Reykjanes Halbinsel auf Island der Boden auf und es sprudelte flüssige Lava empor. Mit über 1200 °C wird das rot-weiß glühende Material an die Oberfläche gesaugt und schießt am Austrittspunkt mehrere Meter in die Höhe. Schon lange ist es ein Traum von mir gewesen, einen Vulkanausbruch zu erleben und flüssige Lavastrom zu sehen. Als es soweit war und die ersten Berichte folgten, dass es relativ ungefährlich sei und man auch als Tourist die möglich bekäme, dieses Naturschauspiel zu verfolgen, gab es für mich kein halten mehr.

 

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Fünf Tage in Quarantäne

Zunächst wurden die Einreisekriterien recherchiert, anschließend ein PCR Test terminiert und die Flüge, sowie die erste Unterkunft gebucht. Hier geht’s zum Blog über die aktuellen Einreisekriterien von Island. Den ersten PCR Test benötigt man vor Antritt der Reise. Zwei Tage später saßen wir im Flieger Richtung Norden und waren voller Vorfreude auf das bevorstehende Abenteuer. Neben der großen Freude, gab es auch Zweifel und viele Fragen, die in unseren Köpfen schwirrten. Wird der Vulkan noch aktiv sein, bis wir dorthin dürfen? Wird das Gebiet noch offen sein? Hoffentlich ist die Gaskonzentration nicht zu hoch? Hoffentlich wird die Lava nicht alle Zugänge versperren.. Wird es Probleme mit den Tests geben? Hoffentlich klappt es mit den Essenbestellungen während der Quarantäne.. Diese und 1000 weitere Fragen gingen uns durch die Köpfe.

In Island angekommen erwartete uns ein sehr gut organisiertes und freundliches Flughafenpersonal, wie wir es aus vergangenen Reisen kannten. Wir passierten mehrere Schleusen und machten den zweiten PCR Test. Das kitzelt ganz schön in der Nase sag ich euch. Danach ging’s mit dem Flybus nach Reykjavik in unsere Quarantäne-Unterkunft. Den letzten Kilometer legten wir zu Fuß zurück. An unserem Ziel angekommen tippten wir den Code an der Türe ein und standen anschließend im Treppenhaus. Dort lag schon ein Brief mit meinem Namen parat, indem wir den Schlüssel zur Wohnung fanden. Als wir in der sehr sauberen und ordentlichen Wohnung standen, konnten wir aufatmen, denn die ersten Hürden haben wir gemeistert. Als Nächstes stand die Bestellung im Supermarkt auf dem Plan, dort mussten wir leider feststellen, dass wir erst am nächsten Abend die Lieferung erhalten würden. Deshalb haben wir kurzer Hand noch beim Hard Rock Café ein paar Cheeseburger mit Pommes bestellt, da es das beste Preis-Leistung-Verhältnis bot. Gesättigt und erschöpft ließen wir den Abend ausklingen und schliefen tief und fest. Nun folgten 5 Tage in Quarantäne, während dieser Zeit ist es erlaubt, spazieren zu gehen. Ein großer Pluspunkt, wie ich finde. Natürlich muss man sich von Menschenmassen fern halten, darf in keine Geschäfte oder sonstige Sehenswürdigkeiten besuchen, aber man darf spazieren gehen und das taten wir auch. Da wir zeitlich flexibel waren, suchten wir uns Zeitfenster aus, während die meisten Menschen arbeiten, um noch weniger Leuten zu begegnen. Das klappte auch hervorragend, falls wir doch mal jemanden anderen sahen, wechselten wir rechtzeitig die Straßenseite, um niemanden möglicherweise in Gefahr zu bringen. In dieser Zeit waren wir viel am Meer und schauten auf die riesigen Bergmassive. 

Es war eine klare und sehr kalte Nacht gemeldet. Unser Bewegungsradius ist zwar sehr klein, aber wir machten uns spät abends dennoch auf den Weg und erkundeten die umliegenden Straßen bei Nacht. Fast überall ist die Hallgrimm Kirche zu sehen, welche wir bisher nur im strömenden Regen von früher kannten. Deshalb und weil ich dieses gewaltige Bauwerk bei Nacht betrachten wollte, machten wir uns auf den Weg dorthin. Wir waren komplett alleine auf diesem Platz und ich konnte mir in Ruhe eine Perspektive für mein Wunschbild aussuchen. Ich entschied mich für einen tiefen Kamerawinkel mit einer möglichst geringen Brennweite, um die Statue von Leif Eriksson und die gesamte Kirche noch breiter und gewaltiger wirken zu lassen.

Am nächsten Tag suchten wir während des Frühstücks nach einem erhöhten Punkt, um eine gute Sicht auf Reykjavik zu erhalten. Wir fanden das Perlan, ein drehendes Restaurant mit einer Glaskuppel, coronabedingt geschlossen, aber in den dazugehörigen Park darf man dennoch und auch hier, waren wir völlig alleine und genossen die Aussicht.

An einem Abend war die Sicht so klar, dass wir uns dazu entschieden, zum Flughafen in Reykjavik zu gehen, da ich auf Instagram von dort aus einige Bilder sah, wo man das reflektierende Leuchten der Lava in den Wolken sehen konnte. Wir haben leider nichts dergleichen erkennen können, aber während des Sonnenuntergangs hatten wir ein sehr schönes Farbenspiel und zudem sahen wir die Rauchschwaden der vulkanischen Aktivität.

An unserem letzten Tag in Quarantäne haben wir es sehr ruhig angehen lassen, damit wir fit und ausgeruht sind, wenn es zum Vulkan geht. Wir fanden einen kleinen See mit Gänsen, welche sehr zutraulich waren und fröhlich auf uns zu watschelten. Anschließend sahen wir uns noch die Sonnenfahrt an, ein komplett aus Edelstahl gefertigtes Wikingerschiff. 

Nachdem wir auch das dritte negative Ergebnis erhalten hatten, war es leider schon zu spät, um noch etwas zu erkunden. So entschieden wir uns, den Abend mit einem Eis ausklingen zu lassen und bereiteten alles für den nächsten Tag vor, um früh am Vulkan zu sein und möglichst viel Zeit dort zu verbringen, denn die Wetterperspektiven waren gut gemeldet. Wir entdeckten zwischen unseren Kniffel-Quarantäne-Runden eine Eisdiele der Schokoladenmarke omNom in Reykjavik. Da uns ihre Schokolade überzeugt hat, haben wir nicht lange überlegt, sondern gehandelt. Dort angekommen, gab es sogar ein Angebotspreis, was uns zu einem zweiten Eisbecher verleitet hat. Wir wurden nicht enttäuscht. Wer Eis und Schokolade liebt, ist hier sehr gut aufgehoben 🙂

Das Abenteuer beginnt

Nun war es soweit, die Quarantäne war überstanden, die Rucksäcke für die Wanderung gepackt und der Mietwagen steht bereit. Ich bin mir nicht sicher, ob ich jemals zuvor schneller gefrühstückt habe. Die Freude auf das bevorstehende Ereignis war zu groß. Knappe 45 min später waren wir in der Warteschlange zum Wanderparkplatz. Als wir ganz vorne waren, wurden wir zunächst von einem freundlichen Polizisten gefragt, ob unsere Quarantänezeit verstrichen ist und wir alle negativen Ergebnisse haben. Nachdem er unsere Unterlagen kontrolliert hat, ging es die letzten Meter über eine Schotterpiste zum Parkplatz. Auch hier war alles gut organisiert, wir sahen viele Polizisten und weitere Einsatzkräfte, die den Verkehr regelten und die Leute einwiesen.

Jetzt hieß es, Rucksack schultern und los geht das Abenteuer, worauf wir so lange gewartet haben. Der Weg ist alle paar hundert Meter mit einem Pfosten markiert, welcher selbst eine gelbe Markierung trägt. Diese Wegweiser sind sehr hilfreich, denn hier gab es vor dem Ausbruch keinen Wanderweg und genau so war das Terrain, überall lose Steine, matschige Stellen, sogar einige natürliche Löcher oder von Tieren angelegte. Als Erstes ging es sehr lange in der Ebene entlang, bis wir an einer Gabelung ankamen. Dort waren zu diesem Zeitpunkt zwei Wege ausgeschildert. Wir entschieden uns für den Weg A, unsere Gedanken dazu waren, dass der Weg A der erste und einfachere Weg sein müsse. Wenig später waren wir an einem sehr steilen Hügel angekommen. Dort war ein Seil von ganz oben nach unten über mehrere Stahlstangen gespannt. Wir sind öfters in den Alpen unterwegs, aber an dieser Stelle ist es ohne dieses Seil nur auf allen vieren oder mit guten Wanderstöcken möglich, die Höhe zu überwinden. Wir nutzen das Seil, um uns und das schwere Gepäck auf den Berg zu bewegen. Hier erwartete uns ein für island typisch rauer Wind, welcher fröhlich an unseren Jacken zerrte. Mehrere Steinfelder später sahen wir den Rauch des Vulkans aufsteigen. Daraufhin beschleunigten wir unterbewusst unser Tempo, bis wir vor dem riesigen Lavafeld standen. 

Wir kamen nach etwa 90 min hinter dem Vulkan im Tal an. Überall zwischen dem erstarrten Lavagestein konnte man rot glühende Stellen und Höhlen ausfindig machen. Woanders schob sich gerade eine sehr zähflüssige Lavamasse unter die Erde und hob sie an, bevor sie die bewachsene Oberfläche selbst, verbrannte und weiße Rauchschwaden in die Höhe  aufstiegen. Ein Moment zum Innehalten, der ganze Aufwand hat sich gelohnt und die Anspannungen der letzten Tage sind verflogen. Beim Blick Richtung Ausbruchsstelle flimmerte die Luft so stark, dass der Autofokus meiner Kamera zu kämpfen hatte. Ich habe noch nie zuvor gesehen, dass die Luft aufgrund von hoher Temperatur so stark verzerrt ist.

Man hörte sehr oft, dass Geräusch von abstürzenden erstarrten Lavagestein. An anderen Bereichen kämpfte sich frische Lava durch eine bereits erstarrte Stelle und es schwappte ein ganzer Schwall heraus und ergoss sich auf die vor ihr liegende Erde.

Wir begannen das Lavafeld abzulaufen, etwas erhöht, um uns keiner unnötigen Gefahr auszusetzen. Die Zeit hatte in diesen Augenblicken jegliche Bedeutung verloren. Als wir eine gute Sicht auf die Vulkane hatten, haben wir erneut eine kurze Pause gemacht, um den Moment zu genießen und die Magie dieses Ortes vollkommen aufzunehmen. 

Für ein paar Augenblicke hatten wir das Glück und der Wind trug die aufgewärmte Luft fort, sodass ich einige scharfe und klare Bilder der spritzenden Lava machen konnte.  Ich traute meinen Augen nicht, ein Moment der Vollkommenheit! Bei den Bergen im Hintergrund erkennt man das Hitzeflimmern sehr gut. Das ist wirklich total verrückt, das ist so als hättet ihr einen Grill mit einer Fläche von mehreren Fußballfeldern.

An diesem Tag waren wir so überwältigt von dem Anblick, dass wir stundenlang in dem Gebiet umher wanderten. Zwischen durch gab es mehrere Pausen, in denen wir keine Kamera in der Händen hatten. Momente, die wir im Einklang mit der Natur verbrachten. Keine Ablenkungen, nur die blubbernden Lavaspalten und wir, umringt von dieser überwältigenden schwarzen Masse und dem isländischen Wind, welcher uns abermals Peitschte. Mit der Zeit gewöhnt sich der Körper daran und man nimmt ihn gar nicht mehr richtig war. Am Ende waren wir über 10 Stunden in diesem Gebiet, gut dass wir ausreichend Proviant dabei hatten. Voller Glücksgefühle und Erschöpfung kamen wir in unsere Unterkunft an und schwelgten bereits in den ersten Erinnerungen an dieses Schauspiel, was Mutter Natur uns bot.

 

Das Glühen der Nacht

Wir entschieden noch an diesem Abend, dass wir den nächsten Tag ebenfalls am Vulkan verbringen möchten, dieses Mal aber später am Tag, damit wir den Kontrast der Lava in der Dunkelheit erleben. Deshalb verbrachten wir den Vormittag mit Einkäufen, dem Zubereiten von Essen und dem Aufladen der Akkus von unserem Equipment. Gestärkt vom Mittagessen ging es erneut Richtung Reykjanes Halbinsel.
Dort angekommen war deutlich weniger los, als am Tag zuvor, was wir begrüßten. Mit einem freudigen Lächeln und etwas schwereren Beinen ging die Wanderung los. Der Wind war dieses Mal etwas stärker, aber das hielt uns nicht von unserem Vorhaben ab und wir überwanden dieses Hindernis, bis wir erneut vor diesem riesigen Lavafeld standen. Bereits einen Tag später stellte man fest, dass das Feld beachtlich gewachsen ist. Leichter Nieselregen setzte ein und wir zogen unsere Kapuzen über und stapften enger nebeneinander her, bis wir eine für uns schöne Sicht auf das Gebiet erhielten. 

An diesem Tag konnten wir etwas weiter um den Vulkan laufen als am Tag zuvor, da der Wind nun die Gase in eine andere Richtung wegtrug. Diese Gelegenheiten haben wir genutzt, um eine neue Perspektive auf dieses fantastische Geschehen erhalten. Wenig später brach die Dunkelheit herein und wir setzen unsere Stirnlampen auf, damit wir in der tief-schwarzen Nacht nicht danach suchen müssen. Mit vorsichtigen Schritten gingen wir langsam zurück und hielten mehrfach inne, um weitere Aufnahmen zu machen. Durch die Schwärze der Nacht wurde das Glühen der Lava noch deutlicher, wodurch das gesamte Gebiet in einem rötlichen Schein zu flimmern begann. Die Kamera hatte mit diesen Lichtverhältnissen mächtig zu kämpfen, da nun der Helligkeitsunterschied noch deutlicher wurde und man sehr vorsichtig mit den Einstellungen Handtieren musste, damit die aus dem Erdinneren empor steigende Lava nicht weiße, ausgebrannte Stellen auf dem Motiv einnimmt.

Der Rückweg im Dunkeln mit Stirnlampe gestaltete sich als weniger schwierig als erwartet und wir kamen sehr gut voran. Das lag vermutlich daran, dass der Wind nachließ und uns auf unserem Weg nur begleitete. An diesem Tag wurde das Gebiet gegen 22:00 Uhr von den Einsatzkräften geräumt und man wurde höflich gebeten, den Rückweg anzutreten. Nun setzten sich die letzten verbleibenden Leute, bewaffnet mit Leuchtmitteln, in Bewegung, um den Wanderweg und den Berg zu bezwingen. Als wir zwischendurch zurückblickten, sah es aus, als würde sich eine weiße Schlange durch die Dunkelheit schlängeln. An unserem Mietwagen angekommen gab es erstmal einen großen Schluck zu trinken und danach sprudelten die Gedanken nur so aus uns heraus. Was für Eindrücke und Perspektiven dieser Tag uns bot und wie Dankbar wir seien, diese Erfahrung gemacht zu haben.

Páskahret der Ostersturm

In dieser Nacht begann es zu Stürmen und wir wurden mehrfach wach. Am nächsten Morgen erkundigten wir uns in den isländischen Nachrichten über das Wetter und den Bedingungen rund um das aktive Vulkangebiet. Dabei stellten wir schnell fest, dass das gesamte Areal heute geschlossen ist, da ein Ostersturm über Island hinweg fegt und die Bedingungen extrem schlecht seien. Die Isländer haben sogar einen Namen für diese Stürme. Sie nenne sie páskahret, was so viele wie “schlechtes Osterwetter” bedeutet. Wie jeden Tag bereiteten wir den Proviant zu und nahmen eine Mahlzeit ein, bevor wir mit dem Mietwagen Richtung südliches Island aufbrachen.

Diesen Teil der Insel kennen wir bereits aus früheren Reisen, doch zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter sieht alles in Island anders aus und jedes Mal auf’s Neue werden wir von der Schönheit der Natur überrascht. So war es auch diesmal, der erste Halt war der Seljalandsfoss, bei dem wir auch einen Blick in die Höhle zum Gljúfrabúi Wasserfall warfen. Danach ging es weiter zum mächtigen Skógafoss, bei dem uns ein menschenleerer Parkplatz erwartete. Der Rückweg führte uns zum Oxarárfoss im Þingvellir Nationalpark. 

Feuer und Eis

Für den kommenden Tag war es extrem kalt und windig gemeldet. Dafür sollte die Weitsicht aber gigantisch sein. Als wir am nächsten Morgen aus dem Fenster blickten und etwas Schnee auf den Straßen Reykjaviks lag, das Thermometer auf – 6 °C herabfiel, hatte sich der Wetterfrosch wohl nicht geirrt. Wir entschieden uns eine weitere Lage und mehrere Heatpacks mitzunehmen, nur für alle Fälle. Wir nutzen Heatpacks der Firma The Heat Company, welche uns bereits in mehreren Reisen in den Norden mit ihrer spenden Wärme zur Seite standen.

Während der Autofahrt spürten wir bereits den starken Wind, welcher leider nicht nachließ. Wir nahmen einen kleinen Umweg zum Wanderparkplatz, da gegen Nachmittag der Wind nachlassen solle. Der Umweg brachte uns zur “Brücke zwischen den Kontinenten” gemeint sind damit die nordamerikanische und die eurasische Kontinentalplatte.

Der nächste Stopp, war der Wanderparkplatz des Vulkangebiets. Als wir um die Ecke bogen und einen Blick ins Tal auf den Parkplatz warfen, konnten wir feststellen, das kaum Autos dort standen. Tatsächlich war die Freude in diesem Moment sehr groß, weil das Gefühl in uns aufkam, dass wir den Vulkan für uns haben werden. Als wir vorsichtig die Autotüren öffneten wurde uns klar, warum so wenig Menschen hier sind. Es tobte ein erbarmungsloser Wind, bei dem man sich eigentlich mit ganz vielen Decken auf die Couch kuscheln würde. Doch wir sind hier für Abenteuer und so sahen wir uns entschlossen in die Augen und gingen mit weit nach vorne geneigten Oberkörpern los. An diesem Tag war nur ein Pfad freigegeben. Der Weg führt lange Zeit über ein offenes Steinfeld und der Wind wurde eher stärker als schwächer. Mit konzentrierten Blick auf den Boden machten wir einen Schritt nach dem anderen und freuten uns, als wir am Berg ankamen. Denn der Berg würde zwar anstrengend werden, aber wir hatten zumindest für einen Moment ruhe vor dem Sturm. Ein paar wenige Wanderer kamen uns entgegen. Ihre Augen tränten durch den Wind und ich war froh, dass ich die Sonnenbrille auf hatte, es war zwar keine Sonne vorhanden, aber sie schützte etwas vor dem Wind. Nach etwa einer Stunde machte sich auch die Kälte bemerkbar und wir öffneten weitere Heatpacks, um unsere Hände zu wärmen. Auf dem Bergkamm angekommen spürten wir die wahre Kraft des immer noch anhaltenden Páskahret, welcher uns schwer zu schaffen machte. Bei der nächsten Pause stellte ich mit bedauern fest, dass bereits meine Trinkflaschen gefroren waren. Glücklicherweise hatten wir noch einen heißen Ingwertee in einer Thermoskanne dabei. Wenig später erreichten wir das Tal in dem der aktive Vulkan weiterhin unbeeindruckt vom Sturm Lava spuckte.  

Aufgrund des widrigen Wetters suchten wir mehrfach Schutz vor dem Wind. So kauerten wir hinter riesigen Steinen und Kuppen, während wir eine Pause machten, um diese Naturgewalt vor unseren Augen einzufangen. Die Kamera hatte mittlerweile die Außentemperaturen angenommen und ich hörte die kämpfenden Motoren des Autofokus-Systems meiner Objektive. Ein paar Bilder, dann zurück in den Rucksack, die Hände in die wärmenden Hosentaschen und den Blick weiter fest auf den Vulkan gerichtet. Diese Szene wiederholte sich sehr oft an diesem Tag. Als ich das Tal mit meinen Augen ablief, stellte ich fest, das kaum Menschen hier waren. Somit hatte sich unsere Vermutung bestätigt und wir hatten den Vulkan in der Tat fast für uns alleine, doch dass es so kalt sein würde, haben wir nicht erwartet. Mehrere Male gingen wir an den Rand des Lavafeldes, um uns aufzuwärmen. Leider war der Wind so stark, dass man zu dicht an die Lava hätte herantreten zu müssen, um die Wärme der Lava tatsächlich zu spüren. Um uns nicht in Gefahr zu bringen, haben wir darauf verzichtet und haben den Rückweg früher angetreten, als wir vor Ankunft geplant hatten. Während des Rückwegs wurde uns bewusst, was für ein Glück wir haben, dass wir diese Erfahrungen machen durften. Mit dem Gefühl von Dankbarkeit und der daraus zehrenden Motivation trotzen wir der rauen Natur islands. Als wir erneut auf dem Bergkamm ankamen, richteten wir unseren Blick ein letztes Mal auf dieses wunderschöne und faszinierende Naturereignis und genossen viele Minuten im Einklang mit dem dumpfen Grollen der spuckenden Lava.

Steff